März 1998: Oratorium Golgotha: Konzert und CD-Produktion

16.3. Wiener Konzerthaus/ Großer Saal

Programm:

Frank Martin, Golgotha
Oratorium in zwei Teilen für fünf Vokalsolisten, Chor, Orgel und Orchester

Solisten:

Cornelia Hosp, Sopran
Annette Markert, Alt
Jorge Perdigón, Tenor
Jean-Philippe Courtis und Petteri Salomaa, Baß

Chöre:

Wiener Singakademie, Concentus Vocalis

Orgel:

Norbert Zeilberger

Dirigent:

Herbert Böck

 

Der Vorschlag Herbert Böcks, das selten gespielte Oratorium „Golgotha" von Frank Martin in der französischen Originalfassung aufzuführen, wurde vom Wiener Konzerthaus aufgegriffen und im März 1998 mit großer Begeisterung aller Mitwirkenden realisiert. Chöre und Orchester hatten sich exzellent auf ihren schwierigen Part vorbereitet, die ausgezeichneten Vokalsolisten rundeten die Aufführung im Großen Saal zu einem expressiven Bild einer gewaltigen, in vielen Momenten aber schlichten und meditativen Passion des 20. Jahrhunderts ab.

Frank Martin hatte den Impuls für seine Komposition durch Rembrandts Radierung „Die drei Kreuze" erhalten, über die er folgendes sagte (Zitat aus dem CD-Heft, mit freundlicher Genehmigung von Frau Maria Martin):

„Gegen allen inneren Widerstand nahm mich dieser Stoff gefangen, vor allem aber diese ganz neue Sicht der Passion, die mir Rembrandts Bild vermittelte. Ich bemühte mich, das ganze Licht auf die Erscheinung Christi zu konzentrieren und jede andere Person im Dunkeln zu lassen. Nur zwei Gestalten stehen ihm gegenüber: der Hohepriester und Pilatus. Mein Ziel war, das religiöse Drama wieder vor uns erstehen zu lassen und, vor allem, das göttliche Wesen Christi zu vergegenwärtigen. ... Zum Glück stieß ich dann auf Texte des Heiligen Antonius, sehr lange Meditationen über das Mysterium der Passion, denen ich einige Sätze entnahm, die der Erzählung der Evangelien als Begleitung dienen konnten. ... Ich bin der Meinung, dass jeder Epoche das Recht zusteht, wenigstens zu versuchen, die erhabenen Texte zum Ausdruck zu bringen, welche unseren Geist durchdringen, und dass eine neue Vision der Leiden und des Sieges Jesu Christi über den Tod ihnen eine neue und intensive Gegenwartsnähe verleihen könnte, wenigstens für einige Menschen."

Aus dem Live-Mitschnitt des Konzertabends und eintägigen Nachaufnahmen im Großen Konzerthaussaal entstand unter der Aufnahmeleitung von Herwig Reiter eine packende Aufnahme des Werkes in der Originalfassung, die bei hänssler-Classic als Doppel-CD erschienen ist (siehe CD-Produktionen).

Sein 10jähriges Bestehen feierte das Orchester mit zwei Jubiläumskonzerten im März und November im Großen Konzerthaussaal, die von der Musikalischen Jugend Österreichs (Jeunesse) veranstaltet wurden. Zum Jubiläum erschien außerdem die Broschüre „10 Jahre Wiener Jeunesse Orchester" mit Grußworten und Beiträgen prominenter Künstler, Kulturpolitiker und Förderer des Orchesters samt ausführlicher Dokumentation der ersten 10 Jahre des WJO.

Für Interessenten: Die Broschüre ist im Orchesterbüro erhältlich!