Herbert Willi ego eimi

Herbert Willi, Konzert für Klarinette und Orchester „ego eimi" (2005/06)

„Jeder hat in sich einen Klang" und „Was ist die Wurzel?" nennt Herbert Willi als Ausgangspunkte für sein im Auftrag der Salzburger Festspiele komponiertes Werk: das Konzert für Klarinette und Orchester. Eingebettet ist das Stück in den vier Werke umfassenden „Montafon"-Zyklus: Eirene (Konzert für Trompete und Orchester), ...geraume Zeit... (Konzert für Flöte, Oboe und Orchester), ego eimi (Konzert für Klarinette und Orchester) und Äon (Konzert für Horn und Orchester).

Das griechische Motto „ego eimi" ziert das Klarinettenkonzert, was so viel bedeutet wie „Ich bin". Dieses „Ich bin dort, wo du bist" (Martin Buber) ist ein bestimmendes Anliegen des von einer Reihe von Bildern geprägten Konzerts. Um unmissverständlich aufzuzeigen, dass in jedem ein bestimmter Klang wohnt, der oftmals verschüttet ist und den es stets neu für sich zu entdecken gilt, steht am Beginn des Konzerts eine weitgespannte Kadenz der ganz in der Musik aufgehenden Soloklarinette. Willi führt damit eine Grundidee seines Oeuvres fort: die Suche nach der Stille, ausgelöst durch das Eins-Sein mit der Natur. Folgerichtig präsentiert sich dieses Klarinettensolo selbstbewusst und kraftvoll – wie der „Ausdruck eines klaren Geistes als fließendes Bei-sich-Sein" (Willi).

Angesteckt von dieser Freude an der Musik tritt nach einer Zäsur das Orchester ein, bringt neue Farben in das von blühender Vitalität erfüllte Spiel. Weil sich der Klang der Klarinette unterschiedlich mit den üblichen Orchesterstimmen mischt, verwendet der Komponist zusätzlich zu den als Begleitung eingesetzten Streichern die aparten Farben von Vibraphon, Marimbaphon und Akkordeon. Charakteristisch für die Entwicklung der Musik ist der Wechsel aus kraftvollem Fließen und Verweilen.

Dem zweiteilig, gleichsam als „sakrale Handlung" (Willi) angelegten Kopfsatz folgt ein von der Klarinette wiederum solistisch dominierter, dreiteiliger zweiter Satz. Sowohl die beiden mit „wie Jazz" überschriebenen rhythmisch profilierten Eckteile als auch der Mittelteil „wie ein Walzer" dokumentierten laut Willi die dem Menschen innewohnende „Urnatur" in ihrer rauschenden Fülle, gleich einem Tanz des Lebens.

Der dritte Satz kehrt zum Verweilcharakter des Konzertbeginns zurück. Mit seinem ersten Teil bildet er die Klammer zum ersten Satz. Sein zweiter Teil macht den für Willi typischen, energetisch geladenen Rhythmus des zweiten Satzes zum bestimmenden Parameter. Immer mehr verbindet sich der Solist mit den übrigen Instrumentalisten, steckt sie mit seiner Energie förmlich an: Er gibt damit gewissermaßen die Kraft zurück, die er sich zu Konzertbeginn aus dem Hineinhören in die Natur geholt hat. Komprimiert erscheint die immer stärker aufgestaute Energie im abschließenden rhythmischen Pulsieren. Daran schließt unmittelbar der Beginn der Anfangskadenz an. Willi beschwört damit nicht nur von neuem die Idee des Bei-sich-Seins, sondern gibt auch seiner Idee eines „ewigen Kreislaufs" Ausdruck: Das Konzert endet als potentielles Perpetuum mobile.

Die Werkbeschreibung wurde dem Text Walter Dobners im Programmheft der Salzburger Festspiele 2006 entnommen.

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